Ein Leben Lang genug Reis: Das haben wir 2021 geschafft
Schlechte Versorgungslage, kaum Bildungsperspektiven, wenige Arbeitsmöglichkeiten: Der Norden Bangladeschs gilt als arm und chancenlos. Doch gerade hier zeigen Frauen, wie sie mit Start-Initiativen den Weg aus Armut und Abhängigkeit gehen – durch landwirtschaftliche Arbeit, Gemüsegärten, Tierzucht und kreative Geschäfte.
Merina Khatun aus dem Dorf Kaharole kennt die Perspektivlosigkeit. Die Familie lebte in Armut, hatte außer den gelegentlichen Arbeiten ihres Mannes als Tagelöhner und einem notdürftig zusammengehaltenen Haus nichts. Merina Khatun umsorgte die Kinder und musste selbst Essen auftreiben, wann immer ihr Mann am Tag keine Arbeit fand.
Zusammen mit anderen Frauen in ihrem Dorf gründete sie eine Selbsthilfegruppe im NETZ-Schwerpunkt „Ein Leben lang genug Reis“. Als Starthilfe bekam sie unter anderem eine Kuh, deren Milch sie zur Hälfte verkaufte und zur Hälfte für die Familie nutzte. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Milch legte sie einen Gemüsegarten an, verkaufte auch diese Erträge und verdiente weiteres Geld. Das wiederum investierte sie in eine Geflügelzucht – heute Merinas voller Stolz. Sie besitzt mehr als ein Dutzend Tiere und hat durch Aufzucht und Verkauf ein regelmäßiges Einkommen. Merina folgt den wichtigen Prinzipien von „Ein Leben lang genug Reis“: Sie sichert ihren Verdienst aus verschiedenen Einnahmequellen. Sie hat sich durch Trainings Wissen rund um den Anbau und die Aufzucht angeeignet. Und die Selbsthilfegruppe im Dorf ist von Anfang an wichtige Stütze und Austauschrunde.
Die Folgen der Corona-Pandemie sind in der Region noch weitläufig zu spüren – und verstärken die Strukturschwäche. Viele Menschen verdingen sich als Tagelöhner – an den Tagen, an denen es Arbeit gibt. Wer krank wird oder von Tag zu Tag keine Arbeit in der Landwirtschaft findet, hat überhaupt kein Einkommen. Dadurch geraten ganze Familien unmittelbar in Ernährungsnot.
Diese Dynamik hat ein ums andere Mal gezeigt, wie wichtig Strukturen der Selbsthilfe sind, auf die Betroffene im Notfall zurückgreifen können. Es geht nicht um kurzfristige Unterstützung, sondern um langfristige Eigenständigkeit. Familien der Projektteilnehmerinnen legen Ersparnisse und Lebensmittelvorräte an, um Krisenzeiten überstehen zu können. Und: Sie festigen ein Netzwerk der Hilfe und Unterstützung, das sie im Notfall sofort auffangen kann. Gemeinsam sammeln sie ihr Wissen, das sie unabhängig macht, und setzen durch, dass Sozialleistungen, die ihnen zustehen, auch gezahlt werden.
Wie bei Merina Khatun: Ihre Gänsezucht betreibt sie selbstständig. Sie weiß, welches Futter sie braucht, wann das Vieh geimpft werden muss und welchen Preis sie auf dem Markt verlangen kann. Diese Selbstständigkeit macht den großen Unterschied. Sie kann nun Kleidung für ihre Kinder kaufen und die Schulkosten bezahlen. Ihre karge Behausung hat sie in ein kleines Bauernhaus verwandelt, in dem die Familie gut leben kann. Merina Khatun ist eine Inspiration für das ganze Dorf.
Was wir 2022 vorhaben
Die NETZ-Partner möchten 9.720 neue Frauen in die Projekte aufnehmen. Diese sollen besonders dabei unterstützt werden, landwirtschaftliche Arbeits- und Lebensgrundlagen zu schaffen, die den Auswirkungen des Klimawandels standhalten.
Die Arbeit im Süden Bangladeschs soll systematisch gestärkt werden. Dort, wo die Versalzung von Nutzböden zunehmend die Lebensgrundlage der Menschen zerstört.