"Begum-Rokeya-Preis" an Ronita Bala verliehen: Anerkennung für die Menschenrechtsarbeit von NETZ Bangladesch
Dhaka/Wetzlar - Sie zählte einst zu den Ärmsten in Bangladesch und durfte ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes nicht einmal zum nahegelegenen Markt zum Einkaufen gehen. Dann fand Ronita Bala zur lokalen Menschenrechtsgruppe ihres Dorfes, engagierte sich und lernte ihre Rechte kennen. Heute unterstützt sie die Alphabetisierung der Dorfbevölkerung, stoppt Kinderehen und setzt sich für die Belange armer und diskriminierter Gruppen in der Gesellschaft ein. Besonders unterstützt sie Frauen – denn Bala weiß, wie sehr sie in der männerdominierten Gesellschaft Bangladeschs unter der Bevormundung und Gewalt ihrer Ehemänner leiden.
Für ihr Engagement hat Bala nun den renommierten bangladeschischen “Begum-Rokeya-Preis" erhalten. Dieser Frauenrechtspreis wurde am 9. Dezember 2023, 143 Jahre nach der Geburt der bengalischen Frauenrechtlerin Begum Rokeya, in einer feierlichen Zeremonie in Dhaka an fünf Preisträgerinnen verliehen. Dass Ronita Bala neben einer Universitätskanzlerin und Ärztin dazuzählt, ist ganz besonders. Denn Bala kommt aus einem Dorf im Nordwesten des Landes und lebte lange Zeit ihres Lebens in Armut. Bala schildert die Herausforderungen, denen Frauen in ihrer Heimat täglich begegnen: „Frauen werden in unserer Gesellschaft wenig geachtet. Zum Beispiel ist es Frauen in vielen Familien nicht erlaubt, für sich selbst einzukaufen, sie müssen erst ihren Ehemann fragen, selbst wenn sie eigenes Geld besitzen.“
Die Rechte von Frauen stärken
Die deutsche Entwicklungsorganisation NETZ Bangladesch e.V. mit Sitz in Wetzlar unterstützt seit 1989 Projekte in Bangladesch. NETZ arbeitet eng mit lokalen Organisationen zusammen, um Hunger zu überwinden und Frieden zu fördern. Das Ziel ist es, Menschen, die in extremer Armut leben, diskriminiert und marginalisiert werden, zu stärken. Dr. Max Stille, Geschäftsführer von NETZ, erklärte die Bedeutung von Balas Auszeichnung: “Die Ehrung von Ronita Bala ist eine große Anerkennung des Einsatzes von vielen Frauen und Männern in den NETZ-Projekten. Sie zeigt, dass die Bedeutung von Frauenrechten immer mehr anerkannt wird."
Balas Arbeit und die von NETZ haben beeindruckende Ergebnisse gezeigt. Durch die Bildung von Menschenrechtsgruppen und die Schulung von Aktivisten wurden bereits unzählige Kinder-Ehen verhindert, Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene eingeführt und die medizinische Versorgung für schwangere Frauen verbessert. Allein im laufenden Jahr waren über 18.000 MenschenrechtsverteidigerInnen wie Ronita Bala aktiv. "Unsere Männer trauen sich nicht mehr, uns zu schlagen. Ich kann jetzt eigene Entscheidungen treffen, ausgehen, einkaufen", berichtet Bala stolz über die Veränderungen in ihrem Dorf. Dies zeigt, wie wichtig die Arbeit von NETZ und ihren Partnern ist und wie nachhaltig sie die Gesellschaft verändert.
Besuch in Wetzlar 2019 und kontinuierliche Solidarität
Sree Ronita Bala hat bereits 2019 in Deutschland von ihrer Arbeit vor Ort in Bangladesch berichtet. Auf Einladung von NETZ war sie zu einer Menschenrechts-Tagung in Hohensolms zu Gast und sprach über die Lage vor Ort. Ein Treffen mit dem Wetzlarer Stadtrat Norbert Kortlüke unterstrich die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für die Stärkung von Frauen. Bala erklärte auf ihrer Reise, es sei noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung. Aber allein sie und ihre Initiative haben schon so viel erreich, dass sich die Lage der Frauen deutlich verbessert hat.
Die Erfolge von NETZ und den Partnerorganisationen in Bangladesch sind nur durch die großzügige Unterstützung von Spendern möglich. NETZ lädt alle Interessierten ein, sich über die Projekte und Möglichkeiten zur Unterstützung zu informieren. Jeder Beitrag zählt und hilft dabei, die Lebensbedingungen von Frauen in Bangladesch zu verbessern und die Zivilgesellschaft zu stärken.